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Soll ich meinen Podcast auf YouTube veröffentlichen

PODCASTMANIA Audio Blog #011

21. Januar 2020

Von Dominic Hesse

Auf den ersten Blick vielleicht verwirrend, jedoch bei genauer Betrachtung zum Teil selbsterklärend, zumindest wenn man sich die Historie von YouTube genauer anschaut. YouTube ist groß geworden mit UserGenerated Content - kleine, verwackelte Filmchen und der einen oder anderen urheberrechtlich nicht ganz eindeutig geklärten Kopie eines Konzerts, Videos oder Musikclips. Fast ausnahmslos stammen die am meisten angeklickten Videos auf YouTube aus der Kategorie Musik - oder beinhalten zumindest im Kern Musik, sprich Audio - als tragendes Element. Nun werden sicher nicht alle Musikvideos bis zum Ende angesehen - viele Views werden generiert, indem das Video im Hintegrrund läuft und man die Musik über die Lautsprecherboxen oder Kopfhörer hört. Die Musikindustrie hat das früh erkannt und so z.B. zu jedem Charts-relevanten Track ein mehr oder weniger bewegtes Lyric-Video auf die Plattform gestellt. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, YouTube ist mit Musik und Audioinhalten groß geworden und trägt Audio zu großen Teilen in seiner DNA.

Auch wenn YouTube primär eine Videoplattform ist, so ist sie doch für viele Nutzer auch eine Heimat für Musik und Audioinhalte. Logische Konsequenz für viele Podcaster: Da muss ich auch mit meinem Podcast stattfinden! Da tun sich schnell zwei Lager auf. Zum einen renommierte Podcaster mit der Devise "Wenn die Show keinen RSS Feed hat, ist sie kein Podcast!" und Kreative neuer Audio Ideen, die sagen "Dort, wo der Nutzer unsere Show konsumiert, bieten wir sie ihm an - eben, und gerade, auch auf YouTube!"

Was spricht nun aber dafür oder dagegen einen Podcast bei YouTube zu distribuieren?

Die positiven Aspekte:

  • die schiere Reichweite mit zwei Mrd. YouTube-Nutzern vs. Spotify mit ca. 200 Millionen
  • Formatvielfalt und Interaktionsmöglichkeiten wie Kommentare, Bewertungen etc.
  • die Funktion "Untertitel" ermöglicht es Publishern, ihren Podcast automatisiert in knapp 200 Sprachen durch Google als Text übersetzen zu lassen
  • wird bereits erfolgreich ein YouTube-Kanal betrieben, so bietet es sich an, dessen organische Reichweite zu nutzen - in jedem Fall durch Crossverlinkung via Video-Teasern auf die ganzen Podcast-Folgen
  • Audioinhalte sind auf YouTube gelernt, u.a. durch Musikinhalte
  • YouTube ist der geistige Erfinder des "Subscribe/Abo"-Buttons
  • als Podcaster verdienst du durch die Integration von Werbung direkt Geld mit deinem Podcast
  • der sehr gute YouTube-Empfehlungs-Logarithmus sorgt für zusätzliche organische Reichweite
  • effektive und Zielgruppen-genaue Bewerbung im Google Adwords Netzwerk sorgt schnell für Reichweite und Relevanz in der ausgewählten Zielgruppe.

Was eher dagegen spricht:

  • YouTube ist eine Videoplattform (Punkt) - designed und konzipiert für Video. Podcast ist nach Definition eine digitale Audio-Datei, keine Video-Datei (siehe Screenshot oben: Dictionary)
  • die meisten Podcasts werden auf dem Smartphone konsumiert, eine Hintergrundwiedergabe ist bei YouTube allerdings nur als Premium-Mitglied möglich - geht also der Sperrbildschirm am Handy an, oder öffne ich eine andere App als Nicht-Premium-Nutzer, wird die Audiowiedergabe pausiert
  • werbefinanzierte Podcasts werden Probleme mit einem einheitlichen 

IAB-zertifizierten Tracking haben

  • auf den meisten Podcast-Hosting-Plattformen wird eine YouTube-Produktanlage nicht unterstützt, d.h. mögliche Verluste, denn die zentrale Produktanlage über einen Hoster spart Zeit und Geld, vereinfacht die Verwaltung der Podcast-Episoden ungemein, wobei bei YouTube immer alles gesondert angelegt und verwaltet werden muss.
  • das Kundenversprechen "hier bekommst du tolle "Bewegtbildinhalte" ist per Format schon nicht gegeben 

Das Format "100% Realtalk" erreicht mit einer Podcast-Folge auf YouTube zwischen 100.000 und 500.000 Views/Listens - ist das Produkt noch ein Podcast? (Quelle: YouTube)

Fazit 

YouTube ist für die meisten Podcasts wohl eher Kür als Pflicht. Jeder erfolgversprechende Distributionsansatz beginnt bei der fachmännischen Produktanlage beim Podcast-Hoster (z.B. Podigee, Podbean usw.). Von hier aus findet der Podcast seinen Weg zu den gängigen Podcatchern und Audio-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify, Deezer etc. Wer jedoch eine relevante Reichweite mit Videoinhalten auf YouTube aufgebaut hat, sollte diese auch sinnvoll nutzen. Wir empfehlen die bereits in der Podcast-Strategie eingeplante Viewability zu nutzen. Unser Tipp: begleite jede Podcastproduktion mit Foto- und/ oder Video-Aufnahmen. Der Vorteil in Zeiten von Content Marketing liegt auf der Hand: Das Setting wird nicht nur für Audio genutzt, sondern für die Erstellung eines umfangreichen Content-Pools. Das gewonnene Material wird im Anschluß für eine erfolgreiche Promotion auf allen relevanten Kanälen eingesetzt - Fotos auf Instagram, Video-Snippets bei YouTube, Texte, Videos und Bilder auf der Webseite, im Newsletter oder Facebook. So verzahne ich, möglichst 360°-gedacht, effektiv alle Kanäle und nutze die gesamte organische Reichweite für einen erfolgreichen Start einer Podcast-Episode.